Interpol

[Midnight Cowboy]

das wird sehr, sehr spannend. ich halte es kaum für möglich, die "antics" zu toppen (oder auch nur eine ebenso gute platte einzuspielen).

[carsten]

Wenn das mal nicht viel versprechend war: Interpol kommen zum ersten Mal seit zwei Jahren wieder nach Deutschland, dann gleich in eine sehr ungewöhnliche Location, haben neue Songs im Gepäck und schieben vor den anstehenden Festivals und der Tour im Herbst ein paar Clubkonzerte ein. Das alles ließ wahrscheinlich nicht nur mich etwas "Besonderes" erwarten, auch wenn ich weder vor noch jetzt nach dem Konzert sagen kann, was das hätte sein können. Leider war das Konzert nichts Besonderes.
Aber der Reihe nach: Sehr sympathisch war der Hinweis auf der Eintrittskarte "Beginn pünktlich", schade nur, dass sich niemand dran gehalten hat. Und auch fast zwei Stunden nach dem angesetzten Beginn tat sich noch rein gar nichts, außer dass das Gerücht kursierte, dass Paul am Abend vorher in Paris arg Stimmprobleme gehabt hätte und daher keine Zugabe singen konnte. Kurz danach ging dann doch das Licht aus, aber das nervt einfach, so sinnlos rumzustehen.
Wenigstens waren es tatsächlich Interpol, die auf die Bühne kamen, besser gesagt: in den Altarraum traten. (Womit glücklicherweise das Gerücht widerlegt war, es würde eine Vorband auftreten.) Das erste Stück war eines von den drei neuen, die gespielt wurden, und eindeutig das beste. Der Song hat mal so richtig Lust auf das neue Album gemacht. Leider war es auch schon der Höhepunkt des gesamten Konzerts. Was danach kam: solide und routiniert, aber uninspiriert und einfallslos mit stellenweise erschreckenden Problemen beim Sound. Sehr schade, ich habe Interpol auch schon erlebt, wo sie es verstanden haben, den Songs live noch das gewisse Extra zu geben, das war hier gar nicht. Sie machten auch nicht den Eindruck, als wenn sie die kleinen Konzerte nutzen wollten, um ein paar Sachen auszuprobieren.
Im regulären Teil gab es sieben, acht Stücke, nach 40 bis 45 Minuten ging es also schon wieder runter von der Bühne. Es folgte eine lange Pause (wenn ich es richtig in Erinnerung habe, ist dies nicht ungewöhnlich bei Interpol) und noch drei weitere Stücke. Insgesamt war das Set OK, außer "Stella" alle (subjektiv empfunden) populären Stücke gespielt, aber leider zu kurz. Zwei Stunden rumstehen für eine Stunde mediokres Konzert ist nicht grade euphoriefördernd.
Und was ich mich jetzt noch mehr frage als vorher: Warum fand das Konzert in einer Kirche statt?. Ich weiß zwar wieder nicht, was es hätte sein können oder wie man es hätte machen können, aber ich hatte gehofft, der genius loci würde sich irgendwie im Auftritt widerspiegeln. Das war leider auch nicht. Da hätte das Konzert auch in der Live Music Hall stattfinden können, da hätte man wenigstens rauchen dürfen.
Bleibt zu hoffen, dass sich die Band für die Tour im Herbst warmspielen wird.

Noch etwas anderes ist mir aufgefallen, bzw. es ist mir schon öfter aufgefallen, aber es bestätigte sich am Freitag mal wieder: Kann es sein, dass es bei Konzerten immer schwieriger bzw. immer seltener wird, dass der Funke beim Publikum überspringt und zündet? Dass so richtig Stimmung in der Bude ist und das Haus rockt? Das war bei Trail of Dead so, das war bei Interpol so und bei anderen Konzerten vorher auch (das Über-Konzert von Sonic Youth mal ausgenommen). Fast hat es den Anschein, als wenn die Besucher zunehmend "satt" sind, weniger Lust haben, zu klatschen und zu jubeln und das Konzert eher mitnehmen, aber immer weniger selber zur Stimmung beitragen. Oder wie empfindet ihr das?